Neues Lebendgebärendenbuch

  • Bei Gräfe & Unzer erschien der neue GU-Tierratgeber Guppy, Platy, Molly, Autor Michael Kempkes, Fotograf Chris Lukhaup. 7,90 Euro im Buchhandel oder etwa bei Amazon.


    Dieses Buch hinterlässt einen sehr gemischten Eindruck. Was dort über Lebendgebärende steht, ist überwiegend nachvollziehbar, wird aber bei dem einen oder anderen schon Kritik hervorrufen. So hat schon Hans Luckmann fast ständig darauf hingewiesen, dass es beim Guppy eben nicht nur auf die Flossen, sondern auch auf die Farbe ankommt - das kommt eher im Nebensatz vor. Der Teufel liegt aber im Detail und ich will hier nur einige (!) Punkte anführen, die mich nur wenige Minuten Lesen gekostet haben. Blonde Guppys haben keinen Mangel an Melanin, es fehlt ihnen. Ein Mangel würde zu einer Aufhellung führen. "Blondguppys" ist ein ungewöhnlicher Begriff. Überflüssig ist die Bemerkung bei allen (!) Wildformen außer Guppy, Platy, Molly und Schwertträger, dass sie sauberes Wasser brauchen - welcher Fisch nicht? Fertigsets sind nicht für Anfänger geeignet, weil zumindest der Filter völlig unterdimensioniert ist. Warum kein Lavagestein als Bodengrund? Bei den Mollys spielten beim Herauszüchten vieler Zuchtformen eben nicht Mutationen die Hauptrolle, sondern Kombination und Selektion (zwei Begriffe, die ich leider nicht fand). Schwebealgen lassen sich nie durch einen Filter beseitigen (sie sind zu klein), zu viel Licht ist nicht die Ursache, es sind immer die Nährstoffe. Die Karbonathärte ist ganz bestimmt nicht in der Gesamthärte enthalten, den Teil Wasserkunde lesen Sie besser nicht. Es stimmt nicht, dass die Vitamine sich bei falsch gelagertem Futter als erstes zersetzen, sie nehmen zwar ab, aber das Fett wird eher ranzig und dadurch altes Futter schlecht verträglich. Warum man nach dem Urlaub immer viel Wasser wechseln soll, ist mir nicht klar, vor allem, wenn es sich um einen einwöchigen Kurzurlaub ohne Fütterung handelte. Wer schon einmal versucht hat, Algen mit Filterwatte von den Scheiben zu bekommen (in einem algenfreien Aquarium bildlich dargestellt), wird schnell eine vernünftigere Methode suchen. Dass Mollys und Guppys leicht kreuzen, war mir neu, es gehört schon einiges dazu - und die Nachkommen sind eh steril. Dass Doppelschwert- und Triangelguppys eigene Arten darstellen, war mir ebenfalls neu. Futter mit dem Aufdruck "Für die Ernährung Lebendgebärender Zahnkarpfen geeignet", das es geben soll, wäre angesichts der unterschiedlichen Ansprüche bereits von Mollys (Algenfresser) und Guppys (Allesfresser) unsinnig. Aber selbst Google versagt bei der Suche nach dieser Formulierung. Wer tiefgefrorene Mückenlarven auftaut, vergiftet seine Fische eher, als wenn er gefroren füttert (die Erklärung dafür ist, dass speziell Mückenlarven bereits beim Antauen zu verderben beginnen). Im 54 l-Becken Bananen oder Erdbeeren verfüttern dürfte keine gute Idee sein. Von Gambusia affinis sind keine Schwärzlinge bekannt, wohl aber Albinos. Schwärzlinge gibt es von G. holbrooki. Neue Mittel zur Krankheitsbekämpfung (z. B. wirksame Wurmmittel mit Praziquantel, nicht, was der Autor angibt, das wirkt nicht) sind wohl unbekannt. Schimmelpilz mit dem gleichen Mittel wie Saugwürmer bekämpfen zu wollen, ist auch eine schlechte Idee. Ablaichkästen sind nicht gut geeignet, sondern gerade die vorgestellten aus Plastik sind reine Tierquälerei. Blödsinn ist natürlich auch, dass Jungfische von Lebendgebärenden ihre Schwimmblase mit atmosphärischer Luft füllen müssen - sie können sofort schwimmen, ohne an die Wasseroberfläche zu kommen. Lebendgebärende fressen ihre Jungen nicht zur Bestandsregulierung - noch so ein Unsinn.


    So könnte ich weitermachen. Auf praktisch jeder Seite ist etwas zu finden, was so nicht oder nicht ganz stimmt. Das Buch ist nicht schlecht, sondern ausgesprochen schlecht und wenig fachkundig lektoriert. Der Vorwurf geht also nicht nur an den Autor, sondern auch an die Lektorin (die allerdings nicht vom Fach ist, was aber eigentlich keine Entschuldigung sein darf). Erwähnenswert sind die guten Fotos.


    HH

  • Zitat von "Klaus de Leuw"

    Hallo zusammen,


    danke für die Warnung vor dem Buch, auch wenn ich leider böse sagen muss, dass es ziemlich nach normalem GU-Niveau klingt.


    Gruß, Klaus


    Hallo Klaus,


    bedenke bitte, das in diesem Verlag mit dem doch, nach deiner Meinung, sehr zweifelhaften Niveau,
    die letzten beiden Ausgaben von Beschreibungen von Guppy, Platy und Molly aus den Jahren 1992 und 2005 von Harro geschrieben worden sind.


    Zum Niveau möchte ich noch anmerken, das es doch auch Bücher für Anfänger und Hobbyaquarianer geben muss, die ein Aquarium haben und sich ein bisschen informieren möchten, ohne gleich allzusehr ins Thema einzusteigen.
    Ich finde gar nichts verwerfliches daran.
    Natürlich sollten die Infos in so einem Buch auch stimmen, ich denke wir finden bei jedem Autor Passagen die zweifelhaft oder strittig sind.


    Mir gefällt es auch nicht wirklich, wenn hier Bücher von Vereinskollegen so derartig verrissen werden. Das kann man auch ein bisschen höflicher beschreiben, das klappt ja sonst auch ganz gut.


    Viele Grüße


    Volker

  • Hallo Volker,


    oh, die Bücher von Harro hatte ich übersehen, da mich Zuchtformen nicht so interessieren. Offenbar schafft es das Lektorat bei weniger guten Autoren nicht, die Fehler zu entdecken, redet aber guten Autoren nicht rein, so dass manchmal auch gute Bücher dabei herauskommen. Insofern gründet mein Urteil auf anderen Werken des Verlages, auch z. B. zur Terraristik.


    Außerdem muss ein sich an Anfänger richtendes Buch nicht fehlerhaft sein, aber das ist wohl ein Trend in der schreibenden Zunft, unter dem Mäntelchen der einfacheren Verständlichkeit Fehler einbauen zu dürfen. Das fällt mir auch im Fernsehen immer wieder auf, wenn ich denn mal versehentlich wieder in eine solche Sendung gerate.


    Gruß, Klaus

  • Es gibt kein Buch, das ohne Fehler rauskommt. Aber es kommt darauf an, wie viele es in der Gesamtzahl sind und in besagtem Buch ist es wirklich reichlich - ich habe ja nur eine Auswahl genommen.


    Es ist übrigens schwieriger, ein Anfänger- als ein Expertenbuch zu schreiben. Wer glaubt, in einem Anfängerbuch dürfte eher mal ein Fehler stehen als in einem für Experten, irrt. Gerade Anfänger brauchen möglichst genaue und richtige Informationen. Ich habe mal einen "Experten" (nicht aus der Aquaristik) getroffen, den ich für ein Anfängerbuch (nicht Aquaristik) um Rat fragte. Er sagte mir dann, "nein, ein Anfängerbuch könnte ich nicht schreiben, da würde ich mich ja blamieren". Ziemlich arrogante Einstellung...


    Das Problem liegt ja darin, dass sich Anfänger nicht breit informieren, sondern meist nur ein Buch kaufen, aus dem sie ihre Lehren für die weitere aquaristische Praxis ziehen. Wenn dann wirklich gravierende Fehler enthalten sind (in obigem Buch etwa in der Wasserchemie), dann ist es ungeheuer schwer, das hinterher wieder zu korrigieren. Dabei muss es keineswegs kompliziert dargestellt werden - es geht auch anders. Ich verweise etwa auf meine Artikel zum Thema Wasserkunde auch in der DGLZ-Rundschau und diversen anderen Zeitschriften, die, wie mir mehrfach bestätigt wurde, verständlich sind. Denn wer so schreibt, dass er von der Mehrheit seiner Leser nicht verstanden wird (Lieber Leser, es geht mich nichts an, was du wissen willst, ich möchte dir nur zeigen, welche Fremdworte ich alles kenne), ist schlichtweg dumm. Damit ist nicht obiges Buch gemeint, dass in seiner grundsätzlichen Sprache zielgruppengerecht ist! Nur die Fehler eben...


    HH

  • Nachdem ich jahrelang gutmütig, geduldig und stillschweigend, manchmal auch nur müde lächelnd sämtliche Provokationen bezüglich der Artbeschreibung Poecilia wingei von HH hingenommen habe, sehe ich mich nach der hier veröffentlichen „Rezension“ doch gezwungen, in einer, die Sachverhalte richtig darstellenden Beschreibung zu reagieren. Dass diese ausschließlich negative Bewertung durch HH erfolgte, war für mich nicht überraschend, denn sie erfolgte quasi mit Ankündigung. Wenn man weiß, wer den Vorgängertitel meines so arg kritisierten Buches veröffentlicht hat, dann weiß man auch, weshalb die Motivation des Schreibers unschwer zu erkennen. Hier hätte ich mehr Größe und Persönlichkeit erwartet. Die Bewertung meines neuen Buches zeigt einfach nur auf, dass HH nur nach Fehlern gesucht hat. Da sich das aber offenbar sehr schwer gestaltete, sind einfach Sachverhalte z. T. völlig entzerrt wiedergegeben worden. Deutlich wurde auch, dass der Schreiber sehr oberflächlich gelesen hat (das gibt er ja auch selbst zu: „… nur wenige Minuten lesen gekostet haben“).
    Folgend möchte ich einige Kritikpunkte aufgreifen, um zu verdeutlichen, welch einen Unsinn der Schreiber hier ins Netz gestellt hat.
    Angeblich fehlt der Hinweis auf die Wichtigkeit der Farben in der Guppyzucht. Weshalb beschäftigt sich dann ein Drittel des Textes auf Seite 14 mit eben diesem Thema?
    HH schreibt, dass es blonden Guppys nicht an Melanin mangelt, sondern dass es ihnen fehle. Welch ein gewaltiger Unsinn! Warum haben sie dann dunkle Augen? Bei Blond handelt es sich um eine xanthoristische Farbmangelmutation, die deutlich weniger Melanin hat als die Grundfarbe Grau. Hätte sie, wie HH schreibt, gar kein Melanin, würde es sich um Albinos handeln. Ein Blick durch das Mikroskop hätte HH diesbezüglich schon geholfen. Noch einfacher wäre es gewesen, wenn HH einen Blick in die Literatur geworfen hätte. Dann wüsste er bspw., dass Blond vor allem Mikromelanophoren aufweist. Er selbst schreibt immerhin in seinem Buch „Ihr Hobby – Guppys“ (1997) „… fehlt Melanin nahezu völlig“. HH hätte lediglich die wissenschaftliche Beschreibung von Blond durch Goodrich et al. (1944) lesen müssen, dann wüsste er es besser. Auch ein Blick in Meyer et al. (1985) wäre schon hilfreich gewesen beim Vermeiden eines solchen Unsinns.
    Warum ich keinen Hinweis auf die Wichtigkeit sauberen Wassers in einem Anfängerbuch bringen darf, wird das Geheimnis von HH bleiben. Gerade dem Anfänger sollte ein solcher Hinweis gegeben werden, weil sie sich ansonsten möglicherweise zu sehr auf die Technik verlassen.
    In meinem Buch wird eben nicht zu Fertig- bzw. Komplettsets geraten. Auf Seite 25 steht, dass „… das Zusammenstellen eines Aquariums aus einem umfassenden Sortiment in der Regel zwar teuer als der Erwerb eines Komplettsets ist, jedoch sind Sie als noch nicht so versierter Aquarianer damit gut beraten“.
    Der nicht gefundene Begriff der „Selektion“ lässt sich auch durch „Auslese“ ersetzen; dieser Begriff steht sehrwohl dort.
    Aquarienscheiben lassen sich sogar sehr gut mit Filterwatte reinigen. Das mache ich seit 30 Jahren so.
    Guppys und Mollys kreuzen sich unter den engen Gegebenheiten eines Aquariums durchaus. HH schreibt dies übrigens in seinem oben zitierten Buch ebenfalls (er listet einzelne Molly-Arten sogar auf!). Er hat Recht mit der Feststellung, dass dabei unfruchtbare Hybriden entstehen. Ich habe aber doch nichts anderes behauptet.
    Ich habe bislang nirgendwo die Stelle gefunden, an der stehen soll, dass es sich bei Triangel- und Doppelschwertguppys um „Arten“ handeln soll. Auf Seite 39 steht lediglich: „ Auch die Zuchtformen der hier vorgestellten Arten kreuzen sich. Wer also Doppelschwertguppys erwirbt, sollte sie nicht zu Triangelguppys setzen. Gleiches gilt auch für Zuchtformen von Platy, Schwertträger und Molly“. Wem daraus nicht ersichtlich, dass es sich um Zuchtformen des Guppy handelt, der ist der deutschen Sprache nicht mächtig. Auch dieses Beispiel zeigt einmal mehr auf, dass es HH nur darum geht, das gesamte Buch mit Gewalt in ein schlechtes Licht zu stellen.
    Der Hinweis auf ein Futter für Lebendgebärende Zahnkarpfen ist sachlich völlig richtig, da in diesen Futtersorten ein hoher Anteil pflanzlichen Ursprungs enthalten ist. Auch Guppys sind von Natur aus mehr herbivor denn omnivor. Das ist ebenso wenig ein Kritikpunkt wie das Auftauen des Futters vor dem Verfüttern. Verschiedene Untersuchungen haben gezeigt, dass das Verfüttern gefrorenen bzw. nicht vollständig aufgetauten Futters zu Entzündungen im Verdauungstrakt der Fische führt (Dreyer 1995).
    Guppys regulieren sehrwohl über postnatalen Kannibalismus den Bestand. Auch hier hätte ein Blick in die wissenschaftliche Literatur (z.B. Breder; Breder & Coates) geholfen. Die Schwimmblase neonataler L.Z. muss gefüllt werden (s.a. Affleck 1960; Petzold 1990)
    Recht hat HH lediglich mit seinen Anmerkungen bezüglich der Ablaichkästen. Es war ursprünglich anders (warnend bzw. ablehnend) geschrieben worden.


    Ich habe lange überlegt, ob ich überhaupt auf die Ausführungen von HH eingehen soll. Ich habe mich schließlich dazu entschlossen, weil es mir einfach wichtig ist, dass die Sachverhalte richtig gestellt werden. Es kann nicht sein, dass sich bspw. der Quatsch über das fehlende Melanin bei den blonden Guppys unkommentiert im Netz verbreitet. Es geht mir nicht darum, in irgendeiner Weise meine möglicherweise verletzte Ehre wiederherzustellen. Das ist nicht meine Motivation. Deshalb wird es meine einzige Stellungnahme zu der „Buchbesprechung“ bleiben. Auf weitere Provokationen werde ich nicht reagieren, unabhängig davon, welche weiteren sinnentstellenden „Sachverhalte“ an dieser Stelle publiziert werden. Ich bin mir sehr sicher, dass meine Stellungnahme nicht lange unbeantwortet bleiben wird. Ich bitte abschließend jeden Leser, eventuell weitere Kritikpunkte durch das Studium anderer Literatur kritisch zu prüfen. Ich bin mir sehr sicher, dass sich dann vieles als „Luftblasen“ erweisen wird. M. Kempkes

  • Die Wertung meiner Rezension überlasse ich jedem Leser selbst. Dass der Autor damit nicht einverstanden ist, kann ich zwar nachvollziehen, damit muss er leben. Ich allerdings stehe zu meiner Stellungnahme (die nicht von den behaupteten Motiven getragen ist und keineswegs angekündigt wurde), und wenn Michael auch in meinem Buch Fehler findet, danke, werde ich in der Neuauflage berücksichtigen.


    Noch ein Wort zu P. wingei. Die Neubeschreibung von P. obscura zusammen mit den teils noch unveröffentlichten Ergebnissen anderer Studien zeigt einige der zahlreichen Unzulänglichkeiten der Beschreibung von P. wingei auf. Ich verweise dazu auf meine Zusammenfassung der Beschreibung von P. obscura in DGLZ-Rundschau 1-2010. DIe Kritik der Autoren dieser Neubeschreibung an der von P. wingei fällt deutlich aus, wenn man richtig liest.


    HH

  • Hallo,


    aufgrund der Diskussion habe ich 7,90 Euro berappt und mir ein eigenes Bild gemacht. Zunächst: Das Buch hat in meinen Augen gravierende Mängel: Es richtet sich ganz offensichtlich an Einsteiger (zu erkennen z.B. an den Tipps zu Aquarienkauf, Einrichtung, Einfahrphase etc.), aber genau jenen werden Informationen vorenthalten, die ich für unentbehrlich halte: Nicht bei allen Arten wird eine Mindestbeckengröße angegeben (ledigilch die generelle Aussage, dass das Becken 60x30x30cm haben s o l l t e (!) ist zu lesen), die Besatzdichte wird in Guppys/Liter (ein Guppy auf 5 - 7 Liter) berechnet, wobei zu erwartender Nachwuchs übergangen wird, die MIndestanforderungen für die Haltung von ZIerfischen (die ich als Richtwert für sinnvoll halte) bleiben unerwähnt und es wird zwar darauf hingewiesen, dass beim Hantieren im Becken der Filter weiterlaufen sollte, aber dass es sich empfiehlt, den Stecker der meist gläsernen Aquarienheizung zu ziehen, steht nirgendwo - und so'n Heizer ist schneller kaputt als mancher denkt. Ebenso sollte m.E. darauf hingewiesen werden, dass diese Teile niemals in heißem Zustand aus dem Wasser genommen werden dürfen. Die unsäglichen Ab l a i c h kästen wurden ja schon erwähnt. Auch die Empfehlung eines "leistungsstarken" Filters wird einem Anfänger nicht helfen - was ist leistungsstark, wonach wird die "Leistungsstärke" bemessen? Besser wäre die Relation von Förderleistung pro Stunde zu Beckeninhalt gewesen. Deutlicher hervorgehoben werden könnte, dass man nicht nur offensichtlich kranke Fische nicht kaufen sollte, sondern grundsätzlich keine Fische aus Händlerbecken erwerben sollte, in denen sich kranke Tiere befinden - sicher ist sicher.


    Widersprüchlich ist für mich, dass einerseits Ancistren als Beifische vorgeschlagen werden, Wurzeln jedoch aus dem Becken draußen bleiben sollen... ebenso, dass unter der Rubrik "Guppy & Co im Gesellschaftsbecken" empfohlen wird, die Guppys rauszufangen, falls Buntbarsche ihren Nachwuchs verteidigen. Richtig wäre, in solchen Fällen von einer Vergesellschaftung einfach abzuraten. Nicht verständlich ist für mich die Aussage zu den Früh- und Spätmännchen bei den Schwertträgern, wonach das Auftreten von Früh- und Spätmännchen übermäßiger Inzucht entgegenwirke, weil sich zunächst die Früh- und dann die Spätmännchen mit den Weibchen paaren - aber mit welchen? Unter Aquarienbedingungen doch wohl am ehesten mit der Mutter, den Tanten oder den Geschwistern!


    Aus meiner Sicht völlig daneben ist folgende Aussage:"Die Vorlieben mancher Arten für eine bestimmte Härte oder den Säuregrad des Wassers kann man dagegen eher vernachlässigen. In der Regel sind alle im Fachhandel erhältlichen Arten durch die langjährige Zucht entsprechend angepasst und müssten eigentlich mit jedem Leitungswasser zurechtkommen." (S.38) - fragt sich nur, ob die "angepassten Arten" nicht in den Züchtereien doch sehr spezielle Wasserbedingungen hatten, an die sie dort angepasst waren und unter denen sie gezüchtet worden sind! Natürlich lassen sich Fische mit unterschiedlichen Bedürfnissen vergesellschaften - aber ich hätte mir gewünscht, dass die Vergesellschaftung von Tieren, die ein weiches und saures Millieu bevozugen mit Tieren, die eher das Gegenteil brauchen, kritischer gesehen wird.


    Unklar formuliert ist der Teil "Artemia-Nauplien kultivieren" auf Seite 45 - unter "Kultur ansetzen" wird nur von "Salzwasser" gesprochen, die Salzmenge wird nicht erwähnt (o.k., sie ist je nach Herkunft der Cysten sehr unterschiedlich, aber auch das wäre eine Info für den Einsteiger) und wie die Nauplien verfüttert werden, bleibt schleierhaft: DIe Nauplien sollen mit einem Luftschlauch abgesaugt werden und ins Aquarium gegeben werden, aber ohne das Wasser aus dem Kulturgefäß... wie soll man sich das vorstellen? Leider wird weder der Artemiensieb erwähnt noch das kurze Wässern der Nauplien, um möglichst wenig Salz in das Aquarium einzutragen - und das sind m.E. Basisinformationen, die einfach nicht fehlen dürfen, wenn man sich an weniger erfahrene LeserInnen wendet!


    Ich könnte noch die eine oder andere Schwachstelle anführen (z.B. die Bilder der Standardformen, die bei den Großflossern die Unterschiede nicht zu 100% deutlich werden lassen, da wären die Grafiken aus dem IHS besser gewesen)), will es aber gut sein lassen und stattdessen noch einige generelle Anmerkungen anfügen: Wieso in einem "Guppy, Platy, Molly" betitelten Werk (sehr dürftige) Informationen über weitere Lebendgebärende gegeben werden und wieso relativ ausführlich auch auf Schwertträger eingegangen wird, erschließt sich mir nicht, ebenso weiß ich nicht, wieso Aquarienpflanzen in Wort und Bild vorgestellt werden. Aber das ist die Crux dieses Buches - es versucht (wie auch das Vorgängermodell) den Spagat zwischen der Beschreibung spezieller Arten und einer allgemeinen Einführung in die Aquaristik - und dies auf 55 Seiten, wenn man Inhaltsverzeichnis, Impressum etc. rausrechnet. Zieht man auch noch die Fotos ab, bleibt einfach zu wenig Raum, um fundierter zu schreiben und z.B. die Genetik zumindest um den Unterschied von rein- und mischerbig zu erweitern (die Kreuzung grau x blond ergibt halt nur 100% grau, wenn der blonde Fisch reinerbig ist...). Deutlich wird auch, dass der Schwerpunkt bei den Guppys liegt und die Spezifika der unterschiedlichen Mollyarten seeehr kurz abgehandelt werden.


    Positiv ist anzumerken, dass der Verfasser stilistisch so schreibt, dass das Buch wirklich neugierig macht auf die Haltung von Lebendgebärenden (nur den Begriff "Rasse" für die Guppyzuchtformen hätte ich ersetzt) und dass dieses Buch damit erst einmal die Hürden niedrig hält (auch wenn es manchmal, gerade mit Zooladenguppys, viele Rückschläge gibt, was unerwähnt bleibt). Ebenso ist die Auswahl der Fotos zum allergrößten Teil als gelungen zu bezeichnen (Manko jedoch: Mollys sind kaum abgebildet. erwähnte Zuchtformen werden teilweise nicht im Bild vorgestellt!). Im Anhang finden sich die wIchtigsten Vereine angegeben, das Literaturverzeichnis ist zwar nicht vollständig, abr wer sich näher mit Guppys befassen will und Google griffbereit hat, wird sich zurechtfinden.


    Einige den Profis bekannte Hinweise werden explizit gegeben (z.B. kein Transportwasser ins Becken, Quarantänebecken), auch wird auf die Frage nach dem Wohin mit dem Nachwuchs ausreichend eingegangen und es wird im Zweifelsfall zum Fachtierarztbesuch geraten anstatt (wie in anderen Foren/Publikationen zu lesen) zur Anwendung von Desinfektionsmitteln oder von formaldehydhaltigen Medikamenten.


    Fazit: Ich habe bewusst einige Punkte kritisiert, die in einer zweiten Auflage unschwer auszubessern sind. Über anderes ließe sich trefflich diskutieren, aber darüber sollen die Stärken des Buches (incl. des günstigen Preises von 7,90 Euro) nicht vergessen werden. Es wäre schön gewesen, wenn das Manuskript vor dem Druck durch die Hände des einen oder anderen Spezialisten und Praktikers gegangen wäre, dadurch hätten sich evtl. manche Mängel im Vorfeld beseitigen lassen. So kann ich das Buch nur eingeschränkt empfehlen,

  • Hallo,


    das dachte ich mir schon so ungefähr, aber dieses Konzept wird halt leider auf Kosten des jeweiligen Themas durchgeboxt. Ich denke, es wäre auch für den Verlag nicht weniger lukrativ, wenn es eine allg. Einführung in die Aquaristik (LIcht, Wasser/Filterung, Krankheiten etc.) und ein Heft über Pflanzen gibt, auf die dann in den "Themenbüchern" bewusst hingewiesen werden kann. Gerade für die Einrichtung eines Gesellschaftsbeckens sind solche Basics notwendig, wer sich dann auf einen Bereich, z.B. Guppys oder LG, spezialisieren will, kann dann zusätzlich die entsprechende Publikation erwerben. 7,90 Euro für eine gute Grundlage und den selben Preis für ein fundierteres "Fach"buch sind insgesamt noch immer preiswert. GU hat doch den Vorteil, quasi überall präsent zu sein - im Gegensatz z.B. zu den "Wer weiß was über..." - Büchern (Tetra), die eher im spezialisierten Handel zu finden sind und aus meiner Sicht mindestens ebenso zu empfehlen wären... und billiger sind!

  • Hallo,


    auch ich war am Freitag in der Stadt und habe mir dieses Buch gekauft, weil ich mir mal ein eigenes Bild machen wollte und man muss ja schließlich mitreden können. Ich persönlich fand das Buch gar nicht schlecht, es ist gut und verständlich geschrieben und mit vielen Bildern auch gut abgerundet. Es werden so ziemlich alle Aspekte angesprochen. Weiter soll so ein Buch doch auch nicht gehen für meine Begriffe.

    Größe des Aquariums


    Harro bemängelt, dass diese 60 Liter Anfängersets ungeeignet sind. Heimo bekräftigt das noch und vermisst, das keine Mindestgröße angegeben ist und nur eine Empfehlung von einem mindestens 80 cm Becken gegeben wird.
    Micheal schreibt doch in dem Teil über das Aquarium das es besser ist ein größeres Becken zu kaufen und empfiehlt mind. ein 80 Liter Becken. Ich habe auch noch mal in dem Vorgänger- Buch von Harro (1991) Guppy, Platy Molly.... gelesen. Harro schreibt hier auch über das 54 Liter Becken und in dem Teil, in dem es um die Beckengröße geht, wird ausdrücklich keine Empfehlung zur Beckengröße gegeben. Dafür erwähnt Harro aber bei den beschriebenen Fischen immer eine aus seiner Sicht sinnvolle Beckengröße. Fakt ist doch, das diese kleinen Becken häufig verkauft werden und darum finde ich es auch sinnvoll, darauf in den Büchern Bezug zu nehmen und gleichzeitig auf die Bedenken hinzuweisen. Das machen sowohl Harro wie auch Michael.


    Wasserwechsel und Wasserqualität


    Harro, du schreibst in dem o.g. Buch, das du empfiehlst alle 6-4 Wochen einen Wasserwechsel zu machen von max. einem Drittel. Das wird zwar durch einige relativ unklare Sätze ein bisschen relativiert, aber Fakt ist, das dies die genaue Angabe ist, die sich der Leser vielleicht merken wird. Denn was weiss ein Anfänger schon, was eine „sehr starke Besetzung“ ist oder eine „starke Fütterung“ . Das ist alles auch ein wenig unklar formuliert. Wenn du schreibst, das man doch von sehr unzuläng¬lichen Filtern ausgehen kann bei den Anfängersets und auf fast jeder Anfänger wird bestimmt mit reichlich Fischen versorgt nach Hause fahren, dann halte ich persönlich den von dir beschriebenen Wasserwechsel für deutlich zu wenig. Genau auf diesen Umstand nimmt Michael doch Bezug. Im Punkt „Teilwasserwechsel“ wird genau das beschrieben.
    Ich persönlich finde auch die vermehrten Hinweise auf sauberes Wasser überhaupt nicht überflüssig, das ist die Grundlage für einen gesunden Fisch und man kann gar nicht deutlich genug darauf hinweisen.
    Heimo, du bemängelst den Hinweis von Micheal, das die in den Aquarien der Züchter jahrelang gehaltenen Fische eigentlich mit jedem Leitungswasser zurecht kommen müssten.
    Ich halte das nicht für grundsätzlich falsch, zu dem gleichen Schluss sind auch schon andere Autoren gekommen, wenn ich mal zitieren darf: Meist reicht normales Leitungswasser für die Haltung aus. Allerdings sollte das Wasser für Arten, die direkt aus Südamerika importiert wurden, nicht härter als 15°dGH sein, während die Nachzuchten, die auch heute noch vor allem aus Südostasien importiert werden, an die Wasserverhältnisse bei uns besser angepasst sind und generell in reinem Leitungswasser gehalten werden können. (Harro Hieronimus . Ihr Hobby Corydoras – Panzerwelse 1997).
    Also ich finde, die beiden haben doch durchaus recht, Fische gewöhnen sich gerade auch in der Haltung über mehrere Generationen an das Wasser des Züchters und passen sich an. Natürlich im Rahmen des für den Fisch möglichen. Was gib es denn daran auszusetzen?
    Ablaichkästen
    Harro du schreibst in deinem 1. Beitrag: „Ablaichkästen sind nicht gut geeignet, sondern gerade die vorgestellten aus Plastik sind reine Tierquälerei.
    In dem oben erwähnten Buch liest sich das aber völlig anders: Gezielt füttern und bis zu einer bestimmten Größe aufziehen lassen sich Jungfische in Ablaichkästen (aus dem Zoofachhandel).
    Das genau sind doch die Teile die du nun so ablehnst. Was weiter schreibst du ja auch, das sie Nachteile haben und viel zu klein sind, aber eindeutig verdammen tust du sie nicht in dem Buch.
    Michael gibt die gleiche Empfehlung wie du, schriebt aber auch sofort , dass die Jungfische max. 2-3 Tage darin gehalten werden sollten. Der Hinweis auf diese Ablaichkästen kommt öfter in dem Buch vor, aber auch jedes Mal mit dem Hinweis, dass diese Dinger eigentlich nicht geeignet sind.
    Michael macht doch genau das, was andere Autoren auch gemacht haben. Er beschreibst sie und warnt gleich davor, das ein Ablaichkasten kein Aufzuchtaquarium ersetzten kann. Was soll er denn sonst noch dazu machen. Dies wird doch gleich an mehreren Stellen im Buch sehr deutlich!


    Es gibt doch an jedem Buch etwas zu bemängeln, manches wird zu ausführlich, anderes zu knapp beschrieben. Das sind doch unsere subjektiven Eindrücke. Ich finde das Buch ist eine „Runde Sache“, es gibt einem Anfänger einen Einblick, mehr kann es doch auch nicht.
    Die junge Generation „ergoogled“ sich doch dann sowieso alles, wenn weitere Fragen oder Probleme auftreten, die Infos aus dem Internet(und wahrscheinlich nicht nur die jungen Anfänger machen das ). Wozu sollte man dann noch genaue Infos zum Beispiel geben, wie man Artemia ansetzt, das findet man bei Google doch sehr viel besser und hat auch in so einem Buch nichts verloren. Zumal ja selbst Heimo schreibt, das es so viele Arten Artemia auf dem Markt gibt und alle ein wenig unterschiedlich behandelt werden wollen. Gerade der Mangel an Information in der Beschreibung von Michael zwingt doch den Leser, sich damit auseinander zusetzten. Der Hinweis dient doch nur dazu, den Leser auf das Futter aufmerksam zu machen und das wird doch erreicht.
    Ich finde das Buch gibt einem Anfänger einen Einblick, mehr kann es doch auch nicht.
    Viele Grüße
    Volker

  • Hallo Volker,


    nur kurz zur Verdeutlichung: Ich habe v.a. den Satz bemängelt, dass ein Becken mindestens 60 cm haben sollte - lt. Mindestanforderungen ist dies m.W. für Guppys ein Muss! Gerade in der Zeit der Nanobecken (auf die nicht eingegangen wird, obwohl in derartigen Teilen immer öfter Endlers zu sehen sind, was ich, gerade bei Einsteigern, für sehr bedenklich halte) sind m.E. die Mindestanforderungen wieder aktuell! Ich habe auch nirgendwo bekräftigt, dass ich EInsteigersets für ungeeignet halte - gerade die 60er und 80er sind für Guppys durchaus o.k., wenn man nicht allzu großen Wert auf das Licht legt (mitunter, je nach Pflanzen, zu schwach) und der Filter für genügend Umwälzung sorgt. Ich hab' übrigens selbst mit einem Einsteigerset angefangen, da war ein Eheim-Filter drin und es lief mit Kardinalfischen prima!
    Zu den Fischen: Ich habe einige Zeit ein Guppy-Forum mitmoderiert und dort gesehen, welche Vergesellschaftungen zustandegekommen sind: Labyrinther plus Guppys, Salmler plus Mollys etc.! MIchael schreibt in seinem "Wer weiß was über Guppys" - Buch übrigens selbst, dass es neben Importtieren bei den Guppys immer mehr DNZ gibt. Und die sind, wenn sie von hartem Wasser mit relativ hohem pH in weiches und (leicht) saures Wasser umgesetzt werden, auch sehr empfindlich. Natürlich ist es möglich, Fische mit unterschiedlichen Bedürfnissen in einem Becken (am Leben) zu halten, aber muss es sein? Ist es wirklich sinnvoll?


    Ich möchte noch betonen (steht ja auch in meinem Beitrag): Das Buch wäre mit wenigen Modifikationen wirklich empfehlenswert. Und - da es sich um den selben Autoren handelt, schreibe ich das hier ganz deutlich: Wer sich nur für Guppys interessiert, soll zum Tetra-Buch greifen, die Informationen dort sind detaillierter und weiterführender, die Bilder zeigen viele verschiedene Zuchtformen, auch rezessive Grundfarben, und das Preis-/Leistungsverhältnis ist noch besser als beim GU-Buch. Letzter Satz: Ich habe das Buch kritisiert, möchte aber klarstellen, dass meine Kritik nicht den Verfasser trifft und dessen KOmpetenz in Frage stellen soll!

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